Shôrin Kempô Ryu basiert auf dem ursprünglichen niederländischen Kempo der frühen 1960er Jahre. Ein elementarer Bestandteil des Shôrin Kempô Ryu sind die Techniken des Kranichs, aber auch des Tigers aus dem Kuntao Matjan, welche sich in Formen und Partnerübungen wiederfinden. Der Kranich steht für Geduld, Eleganz und Präzision. Der Stil zeichnet sich durch geschmeidige Bewegungen aus, die mit peitschenden Schlägen kombiniert werden. Die Kraft der Techniken wird nicht über die Muskulatur, sondern durch Spannung und Entspannung sowie Erdung und Hüfteinsatz im Zusammenspiel mit der Atmung generiert. Die Tigertechniken haben auch eine geschmeidige, weiche Komponente. Vor allem drücken sie jedoch geballte Kraft aus. Typische Handformen sind die Faust und die „Tiger-Klaue“.
Häufig wird im Shaolin Kempo der Drachenstil als Grundlage angeführt. Drachen-Techniken zeichnen sich aber durch schwenkende und kurvige Bewegungen aus. Häufig bleiben die Füße an der gleichen Stelle stehen, während man Körperbewegung einsetzt, um auszuweichen und sofort wieder zu kontern. Verteidigung und Angriff sind oft in einem einzelnen Muster vereint.
Das findet man im ursprünglichen Shaolin Kempo nicht. Tatsächlich kommen die Elemente aus dem Kranich- und Tigerstil des Kuntao.
Kuntao Matjan ist im Wesentlichen eine stark indonesisch geprägte Version des südchinesischen Tigerboxens und gilt als Wurzel des niederländischen Kempo. Leider verstarb ihr Begründer Carel Faulhaber 1974 unerwartet im Alter von 50 Jahren, sodass es keine detaillierte Beschreibung zur Entwicklung der Kampfkunst gibt.
Aus dem, was vorliegt, geht hervor, dass die Kampfkunst Kuntao Matjan in den 1930er Jahren in Semarang Gestalt annahm. Faulhaber trainierte zu der Zeit Kung-Fu im Fujian-Tiger-Stil bei dem berühmten einäugigen chinesischen Meister Liem Tjoei Kang. Liem unterrichtete nach unbestätigten Berichten in Semarang hauptsächlich den südlichen Tiger- und Kranich-Stil des Kung-Fu, wird aber in diversen anderen Berichten eher als Meister des Stils der fünf Vorfahren aus Sukarata benannt. Ob und wie lange er tatsächlich in Semarang unterrichtet hat, ist heute bedauerlicherweise nicht mehr nachzuvollziehen. Fakt ist, dass in Semarang die größte und älteste ethnische chinesische Gemeinschaft Indonesiens lebt(e) und von daher es durchaus denkbar ist, dass Liem eine Zeit lang ebenfalls dort lebte.
Es gibt auch Berichte über den Aufenthalt von Faulhaber im damaligen Batavia (Jakarta). Zur gleichen Zeit wie Faulhaber haben sich auch andere führende indonesische Kampfsportler seiner Generation wie Willem Reeders und Johan de Vries dort aufgehalten. Beide haben höchstwahrscheinlich Fujian Crane bei Liu Seong trainiert, sodass auch Faulhaber einen gewissen Zugang zu Lius Unterricht gehabt haben könnte.
In späteren Jahren lernte Faulhaber auch Silat und Pukulan, obwohl die Details hier eher lückenhaft sind. In diesem Zusammenhang ist aber erwähnenswert, dass Faulhaber mehrere Jahre in Süd-Sumatra lebte, wo er seine indonesische Frau Hartati binti Abderrahman kennenlernte. Über seine Schwiegereltern hatte er dann wahrscheinlich Zugang zur örtlichen Silat-Gemeinschaft.
Angesichts der dazwischen liegenden Jahrzehnte ist es leider sehr unwahrscheinlich, die Silat-Einflüsse auf Faulhabers Kuntao Matjan zu benennen. Was man aber sagen kann, ist, dass eine breite Palette von Tritten, Bodentaktiken und leichte, wendige Fußarbeit im Kuntao Matjan verwendet wird, die für die Künste Zentral- und Westjavas typisch sind.
Kihon (Grundschultechniken) – Basis des Ki`s
Ki bedeutet Energie. Hier ist die Energie gemeint, die die Chinesen mit Qi bezeichnen und von der ausgehend Künste wie Qigong geschaffen wurden. Hon steht für Grundlage oder Basis. Zusammengesetzt ergibt der Begriff Kihon eine Übersetzung wie "Basis des Ki's". Das ursprüngliche Ziel des Kihon ist also nicht, Ausdauer zu bekommen, sondern Grundlagen im Umgang mit Qi zu legen. Jahrelanges Training im Kihon ermöglicht dem Kampfkünstler Spannung, Haltung und Atmung zu kontrollieren. Er wird sich seines Körpers bewusst und ist in der Lage Technik, Körper und Geist zu verbinden. Kihon verlangt Konzentration, bewusste Bewegung, Disziplin und Kontrolle. Jede Bewegung, jede Technik soll präzise und mit klarem Ausdruck ausgeführt werden; mit der nötigen Spannung, der richtigen Haltung und der passenden Atmung. Im Kihon werden, richtige Ausführung vorausgesetzt, Vitalpunkte des Körpers positiv stimuliert.
Formen
Sifat ist ein indonesischer Begriff und lässt sich etwa mit „Charakteristik“, aber auch mit „Seele“ und „Wesenskern“ übersetzen. Die Sifat ist die wesentliche Grundlage des Shorin Kempo Ryu und wird in insgesamt 9 Bewegungsprinzipien unterteilt.
Die ersten 6 Bewegungsprinzipien bilden die Basisformen, die später zur Sifat zusammengefasst werden.
Sifat Pertama
Sifat Kedua
Sifat Ketiga
Sifat Keempat
Sifat Kelima
Sifat Keenam
Die nächsten 3 Bewegungsprinzipien haben ihren Ursprung im südchinesischen Tigerstil des Kuntao Matjan. Die Techniken kommen gradlinig, überwiegend aus der Katzenfußstellung.
Sifat Tasi Yoti yang Pertama
Sifat Tasi Yoti yang Kedua
Sifat Tasi Yoti yang Ketiga
Die Kuen haben ihren Ursprung im südchinesischen Kuntao. Kuen lässt sich als Faust übersetzen, aber auch als Könnerschaft in Bezug auf den Umgang mit Waffen. Die Long Kuen z. B. würde sich als Drachenfaust übersetzen lassen.
Long Kuen
Chuan Fa Kuen
Zhang Fan Kuen
Sam Chien Kuen
Die Schmetterlingsschwerter sind eine typische Waffe des südchinesischen Kranichstils, der Säbel und die Hellebarde sind dem Tiger zuzuordnen. Die Machete hingegen hat seinen Ursprung in den Silat Stilen Südostasiens. Wenn sie auch nicht üblich für das Shaolin Kempo ist, hat sie aber Einzug in das Shorin Kempo Ryu genommen.
Ji Mo Seung Do Long Kuen – Die Schmetterlingsschwerter
Guāndāo Kuen – Die Hellebarde
Jūndāo Kuen – Der Säbel
Parang - Machete / kurzer Säbel
Shaolin Gun Kuen – Der Langstock
Diǎnmài
Eine Kunst, die in vielen asiatischen Kampfkünsten zum Teil bewusst, aber auch unbewusst angewendet wird. Auch im Shôrin Kempô Ryu wird dieses Wissen benutzt. Zusammenfassend kann man Diǎnmài als das Wissen um empfindliche Angriffspunkte am menschlichen Körper beschreiben. Dies dient dazu, Techniken nicht wahr los und ungezielt zu benutzen, sondern gezielt und bewusst. Die Techniken sind aber nicht vergleichbar mit dem japanischen Kyusho, welches speziell einzelne Punkte attackiert, was in einer fließenden Bewegung des Gegners eher nicht möglich ist, auch wenn es gerne behauptet wird. Im Shôrin Kempô Ryu werden die Techniken überwiegend in fließenden und aufeinanderfolgenden Verteidigungs- und Angriffsmustern benutzt und mehr Areale und weniger einzelne Punkte am menschlichen Körper attackiert. Grundsätzlich wird aber dennoch das Wissen um die Wirkung und Position einzelner Punkte vermittelt.
Partnerübungen
Kumite bezeichnet das Üben von Angriff und Verteidigung mit einem Partner. Dabei sind die Techniken des Angriffs und der Verteidigung festgelegt.
Kaeshi Kumite bezeichnet den erwiderten Einschrittkampf. Jede Kaeshi Kumite setzt sich aus 3 einzelnen Kumiten zusammen.
Die Kempo Techniken sind die eigentlichen ursprünglichen Partnerübungen. Es sind spezifische Bewegungsformen, die ihren Ursprung im Kuntao Matjan haben.
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